Typische Erlebens- und Verhaltensweisen (Körperbild)
Das Selbsterleben von Mädchen und Frauen mit Essstörungen dreht sich um die eigene Figur, das Körpergewicht, um Essen und die Nahrungsaufnahme.
Die Selbstbewertung, "ich bin zu dick" und die Angst davor, Gewicht zuzunehmen, kommen auch bei gesunden jungen Frauen vor und stehen im Zusammenhang mit dem Schlankheitsideal, das von Medien und Öffentlichkeit vermittelt wird. Krankheitswertig werden solche Gedanken und Befürchtungen dann, wenn sie viel Raum einzunehmen beginnen, Betroffene sich gar nicht mehr distanzieren können und unangemessene, gesundheitsgefährdende Verhaltensweisen zur Folge haben.
Körperbild
Körperbildstörungen sind ein zentrales Diagnosekriterium bei Essstörungen und beinhalten verzerrte Wahrnehmungen, „dysfunktionale“ Bewertungen und Verhaltensmuster.
Körperbildstörungen beinhalten eine Körperwahrnehmungsstörung. Es kann eine Verzerrung der Wahrnehmung des Körperumfangs vorliegen. Diese ist häufig verbunden mit einer spezifischen Aufmerksamkeitsverteilung dem eigenen Körper gegenüber, z.B. Zuwendung zu oder Abwendung von bestimmten Körperstellen, z.B. Blickbewegungen bei der Körperbetrachtung im Spiegel. Es zeigte sich bei Untersuchungen von Patientinnen mit Essstörungen, dass diese häufiger und länger auf jene Körperzone schauten, mit der sie besonders unzufrieden waren (defizitorientierte Betrachtungsweise des eigenen Körpers). Gesunde Frauen schauten etwa gleich häufig und gleich lange auf jene Körperstelle mit der sie sehr zufrieden bzw. unzufrieden waren. Ein anderes Beispiel einer Wahrnehmungsverzerrung sind ausgeprägte Ängste vor einer Gewichtszunahme trotz bestehenden Untergewichts bei Anorexie.
Eine zweite Komponente der Körperbildstörung beinhaltet eine Körperunzufriedenheit, z.B. negative Einstellungen und Bewertungen bezüglich des äußeren Erscheinungsbildes, verbunden mit negativen Gefühlen wie Ekel oder Ablehnung des Körpers. Bei der Bulimie wird die Selbstbewertung übermäßig stark von Gewicht und Figur abhängig gemacht.
Und schließlich gibt es eine verhaltensbezogene Komponente, die sich einerseits in einem willentlich gesteuerten Vermeidungsverhalten äußert, z.B. negativ bewertete Körperzonen werden durch das Tragen weiter Kleidung kaschiert. Andererseits kann sich ein Körperbildproblem auch in entgegengesetzter Richtung als Kontrollverhalten in Form von übertriebener Beschäftigung mit dem eigenen Körper zeigen, z.B. mehrmaliges Wiegen pro Tag, „body checking“, d.h. häufiges Überprüfen bestimmter Körperteile.
Typische essstörungsspezifische Verhaltensweisen
Beispiele zur Einschränkung der Nahrungszufuhr:
- Häufiges Wiegen
- Kalorien zählen
- Vermeidung von Nahrungsmitteln, die als zu kalorienreich eingestuft werden
- Verwendung von Light-Produkten und Zuckerersatzstoffen
- Verwendung von Kaffee, Zigaretten, eventuell Appetitzüglern zur Appetitkontrolle
- Aufnahme großer Flüssigkeitsmengen um die Nahrungsaufnahme zu begrenzen
- Auslassen von Mahlzeiten, häufig Beschränkung auf eine Mahlzeit pro Tag
- Vermeiden von Essen in Gemeinschaft
Beispiele für gegensteuernde Maßnahmen:
- Erbrechen nach den Mahlzeiten
- Exzessiver Sport zum Zweck der Kalorienverbrennung
- Einnahme von Abführmitteln